Preisauschreibung 2017

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Der Ibn Rushd Preis 2017 wird ausgeschrieben für:

eine Person, Organisation oder Institution, die sich um die Bekämpfung der Korruption verdient gemacht hat.

An vielen Orten dieser Welt herrscht eine frappierende soziale Ungleichheit. Gleiche Chancen für alle sind für die überwiegende Zahl der Menschen eine Illusion.

Keine Gesellschaft ist frei von Korruption, aber die Korruption im öffentlichen und im privaten Sektor in der arabischen Welt ist derzeit auf ein nie gekanntes Ausmaß angewachsen.

Von den weltweit von Transparency International hierzu untersuchten Ländern steht Syrien an viertletzter Stelle (Platz 173), etwas besser schneiden Jemen, Sudan und Libyen ab; der Irak (Platz 166) steht nur 4 Positionen vor Afghanistan, der Libanon belegt Platz 136, Ägypten und Algerien teilen sich immerhin Platz 108.1

Für eine gute Regierungsführung eines Staates ist die Trennung der Staatsgewalten Exekutive, Legislative und Judikative unabdinglich. In den meisten arabischen Ländern jedoch kontrolliert faktisch die Exekutive alle drei Gewalten und besitzt somit die absolute Macht – die zur absoluten Korruption führt.

Wie kann es sein, dass arabische Länder – viele von ihnen von an sich gerechten sozialistischen Ideologien geprägt – nicht fähig sind, Regeln für einen fairen Umgang aufzustellen und zu befolgen? Stattdessen scheint die Korruption den Staat zusammenzuhalten – sie sorgt als einzig verlässliche Größe dafür, dass der Staatsapparat überhaupt noch funktioniert. Somit wird die Korruption zu einer staatstragenden Kraft, und Bürger verlassen sich mangels Alternativen auf Patronagenetzwerke wie konfessionelle Gemeinschaften, Stammes- und Clanchefs, die mit den Regierenden politische Händel eingehen.

Tatsächlich behindert Korruption jedoch den Entwicklungsprozess der Gesellschaft und zerstört ihre ethischen Werte. Dies spiegelt sich sowohl im individuellen als auch im kollektiven Verhalten wider. Der Reichtum der einen ist die Armut der anderen – fehlende Ethik, Vetternwirtschaft und Gier auf der einen Seite führen zu Vertrauensverlust, Chancenlosigkeit und Aussichtslosigkeit auf der anderen. Stillstand statt Entwicklung.

Der wichtigste Grund für die Verbreitung der Korruption ist die Abwesenheit der Demokratie. Die Bekämpfung der Korruption ist also kein Ziel an sich; es geht darum, die Korruption zu bekämpfen, um eine gute Regierungsführung zu erreichen, und somit die Demokratie durchzusetzen. Denn wenn sie fehlt, regiert die Korruption.

Eine Folge fehlenden Vertrauens der Bürger in den Staat waren die arabischen Revolutionen, eine andere sind die derzeit weit verbreitete religiös verbrämte Radikalisierung und Gewaltbereitschaft besonders unter jungen Menschen.

Der Ibn Rushd Preis 2017 wird daher ausgeschrieben für:

eine Person (natürlich oder juristisch) oder eine Institution, die sich um die Bekämpfung der Korruption verdient gemacht hat. Die Erfolge dieses Engagements müssen für die betreffende Gesellschaft spürbar und allgemeingültig evaluierbar sein.

Für die Entscheidung maßgeblich ist nicht das Ausmaß der bekämpften Korruption, sondern die nachhaltige Unterbindung derselben, sowie die Übertragbarkeit der Methoden auf andere Orte in der arabischen Welt.

Die nominierte Person/Organisation/Institution sollte dazu beigetragen haben, das Fundament für eine Gesellschaft mit guter Regierungsführung (good governance) zu legen, indem sie 

  • die Wirkung der Korruption verdeutlicht hat
  • das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Bedeutung des Kampfes gegen die Korruption gefördert hat
  • eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft hat
  • glaubwürdig und unabhängig ist sowie transparent arbeitet
  • die Kultur der Transparenz und der Rechenschaftspflicht stärkt.

Jede/r kann einen Kandidaten/eine Kandidatin (außer der eigenen Person) vorschlagen. Der Wirkungskreis der Kandidatin/des Kandidaten sollte unmittelbar in der arabischen Welt liegen. Eine unabhängige Jury wird aus den eingehenden Nominierungen den/die Gewinner/-in des Ibn Rushd Preises 2017 auswählen. Zum Nominieren benutzen Sie bitte das Formular* (Link zum Formular) und senden Sie Ihren Vorschlag an
  nomination@ibn-rushd.org.
Legen Sie eine Begründung und einen kurzen Lebenslauf des Kandidaten/der Kandidatin bei. Kandidaten/-innen können bis zum 15. Mai 2017 nominiert werden. Nominierungen können auf Arabisch, Deutsch oder Englisch verfasst werden.

* Der Ibn Rushd Fund kann nur Nominierungen bearbeiten, die mit Nominierungsformular eingereicht werden. Das Preisgeld beträgt 2500,- Euro, das genau wie die gesamte Preisverleihung ausschließlich von Beiträgen und Spenden der Mitglieder des Ibn Rushd Funds finanziert wird. Bisherige Gewinner/-innen des Ibn Rushd Preises: Ibn Rushd Preis

Die Preisträgerin/der Preisträger wird der Öffentlichkeit im Herbst bekanntgegeben und der Preis in einem Festakt am 1. Dezember 2017 in Berlin verliehen.

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1- http://www.transparency.org/news/feature/corruption_perceptions_index_2016

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