Begrüßungsrede des Ibn Rushd Funds anlässlich der Verleihung des Ibn Rushd Preises an Rim Banna am 15.11.2013
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste!
Ich freue mich, Sie im Namen des Ibn Rushd Funds heute alle hier bei der diesjährigen Verleihung des Ibn Rushd Preises für Freies Denken an die palästinensische Künstlerin und politische Aktivistin Rim Banna begrüßen zu dürfen.
Ganz besonders begrüße ich an erster Stelle
- unseren Ehrengast, Rim Banna, unsere Preisträgerin, die speziell für dieses Ereignis aus ihrer Heimatstadt Nazareth/Palästina angereist ist. Frau Banna, wir begrüßen Sie ganz herzlich in Berlin
- Ebenso freue ich mich ganz besonders, unseren diesjährigen Laudator Eric Hillestad, Musikproduzent und Liedermacher aus Norwegen, zu begrüßen. Herr Hillestad, wir bedanken uns für Ihre Bereitschaft, nach Berlin zu kommen und dafür, dass Sie uns mit Ihrem wichtigen Beitrag unterstützen, Rim Banna heute zu ehren. Herzlich willkommen!
- Ferner begrüßen und danken wir Dr. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst in Berlin, für die gute Zusammenarbeit und dafür, unsere Feier hier in diesen wunderbaren Räumlichkeiten schon zum vierten Mal veranstalten zu dürfen.
Verehrte Gäste,
Musik hat eine große Wirkung auf den Menschen – sie beeinflusst seine Bewegründe und öffnet ihn für das stets sich wieder erneuernde Schöne. Mit ihr sind Worte keine bloßen Worte mehr. Mit der Vertonung der Worte strömen Gedanken in einer für den Geist erquickenden Harmonie. So viele Zivilisationen erblühten an den Ufern der Flüsse der Kreativität, aus denen noch Generationen ihren Durst stillten. Aber wie oft schon trockneten die Flüsse aus, ihr Wasser getrübt von der Tinte der Dekonstruktion und Zerstörung.
Singen bedeutet nicht Beherrschung von Harmonie, die richtige Präsentation und Aneinanderreihung von Worten. Worte sind das Gefäß unserer Gedanken, der Grundstein des Schiffs der Freiheit, mit dem wir – als Ausdruck unserer Menschlichkeit – bis an die Grenzen des Möglichen segeln. Es ist eine Verständigung in allen Zeiten. Denn Sprache hat keine Grenzen, und auch Musik hat keine Grenzen. Wir erinnern uns gegenseitig an Dinge, die bekannt sind und manches Mal auch an Dinge, die verboten sind.
Daher wurde der Preis ausgeschrieben, um den Worten und der Musik Ehre zu erweisen, die an den Menschen, an seine Freiheit und Würde appellieren und seinen Ehrgeiz herausfordern. Dies alles finden wir in der Arbeit und dem künstlerischen Werk von Rim Banna verkörpert.
Die Preisträgerin wurde aus einer Liste von Nominierungen – 18 Kandidaten aus acht arabischen Ländern – von einer unabhängigen, vierköpfigen Jury gewählt. Die Nominierung ist öffentlich: jeder darf Personen für den Preis vorschlagen. Mitglieder der Jury 2013 waren der tunesische Sänger, Oud-Spieler und Komponist Lotfi Bouchnak, der Palästinenser Prof. Ghawi Ghawi (Professor für Musik und ehemaliger Dekan der School of Fine Arts der Universität Najah in Nablus/West Bank), der Komponist und Pianist Malek Jandali aus Syrien und der irakische Oud-Spieler und Musikschuldirektor Naseer Shamma. Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei den Mitgliedern der Jury bedanken, die diese Aufgabe für den Fund ehrenamtlich übernommen haben. Mehr Informationen zu den Jurymitgliedern finden Sie auf der Webseite des Funds in mehreren Sprachen.
Seit seiner Gründung im Jahr 1998 stellt der Ibn Rushd Fund Vorkämpferinnen und Vorkämpfer der arabischen Renaissance und Moderne sowie ihre Werke ins Rampenlicht. Dadurch soll ihr Bekanntheitsgrad erhöht werden, damit junge Generationen von ihnen lernen und sich an ihnen orientieren können. Wir glauben, dass das Freie Denken, die Demokratie und die Würde des Menschen die Voraussetzungen dafür sind, dass die arabische Welt eine Renaissance erleben wird, die es ihr ermöglicht, an der globalen Kultur auf breiter Ebene teilzuhaben, ihre Kreativität auszuleben und auf den Zug der Moderne zu steigen, um am Aufbau einer freien Gesellschaft in einem sozialen Rechtsstaat beizutragen; einem Staat der Bürger, nicht der Untertanen.
Neben seinen symbolischen Wert besteht der Ibn Rushd Preis für Freies Denken auch aus einen finanziellen, bescheidenen Wert von € 2.500. Dies ist das fünfzehnte Mal in Folge, in der der Preis vergeben wird. Die besondere Bedeutung des Ibn Rushd Preises für Freies Denken liegt in der gemeinsamen ehrenamtlichen Arbeit. Er wird ausschließlich durch Beiträge, Spenden und Zuwendungen von den Mitgliedern und Freunden des Funds finanziert. Wir freuen uns immer sehr, wenn Interessierte bei uns neu Mitglied werden wollen.
Das, was Rim Bannas Kunst auszeichnet, ist die Originalität ihrer Kreativität und die weite Verbreitung ihrer Musik – sowohl regional als auch international. Rim Bana ist nicht nur Künstlerin, sondern politische Aktivistin, bekannt für ihre Solidaritätsaktionen für Palästina. Rim schreibt auf ihrer Webseite: “Music for the sake of Palestine, for freedom and to support Arab people in their revolutions for justice, dignity and freedom”. Sie gehört zu jenen Künstlern, die sich offen mit den Menschen in den verschiedenen arabischen Ländern solidarisierte und auf ihre gerechte Sache aufmerksam machte, in einer Zeit, in der Blut und Zerstörung vorherrschte. Mit ihrem musikalischen Werk verarbeitet sie auch mystische Themen seriös und verbreitet diese in beispielhafter Weise.
Rim Banna, wir sind stolz auf Sie und auf Ihr konstruktives, revolutionäres Werk. Vielen Dank. Seien Sie herzlich willkommen.
Wir kommen nun zu den Künstlern Bakri Mousselmani und Sardar Seidan, die für uns auf den Qanun und der Trommel spielen werden.