CV Preisträgerin 2000: Issam Abdulhadi

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Vorsitzende der Generalunion palästinensischer Frauen seit ihrer Gründung in Jerusalem im Juli 1965.

Mitglied des palästinensischen Nationalrats und des Zentralrats der PLO.

Issam Abdulhadi wurde 1928 in Nablus geboren. Dort ging sie bis zur Sekundarstufe in die al-A’ischiyya-Schule und setzte ihre Gymnasialausbildung in der Privatschule „Friends“ in Ramallah fort. 1947 heiratete sie Qasim Abdulhadi.

1949 wurde sie Vizepräsidentin der arabischen Frauenunion in Nablus ernannt. Das blieb sie bis zu ihrer Ausweisung durch die israelische Besatzungsmacht im Jahre 1969.

1964 wurde sie Mitglied des palästinensischen Nationalrats in Jerusalem. In den Sitzungen forderte sie mit anderen Frauen, die Entwicklung der palästinensischen Frau zu unterstützen. Dies veranlasste den Rat zu den folgenden drei Beschlüssen, die für die Frauenbewegung von grosser Wichtigkeit waren:

  • Kampf gegen den Analphabetismus
  • Verbesserung des Lebensstandarts der palästinensischen Familie
  • Beteiligung der palästinensischen Frau in allen politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten und ihre Gleichstellung mit dem Mann in Pflichten und Rechten mit dem Ziel, die Befreiung Palästinas zu erreichen.

1965 wurde die Generalunion palästinensischer Frauen in Jerusalem gegründet, Issam Abdulhadi wurde ihre Vorsitzende. (1966 wurde die Union von Jordanien verboten)

1974 wurde sie zum Mitglied des palästinensischen Zentralrats gewählt, wo sie in den ersten vier Jahren die einzige Frau war. Bis heute ist sie dort Mitglied.

Abdulhadi spielte eine führende Rolle im Widerstand gegen die israelische Besatzungsmacht. Sie organisierte zahlreiche Demonstrationen, führte Sitzstreiks durch, verfasste Protestnoten und hielt Reden, in denen sie die Menschen für verschiedene Möglichkeiten des Widerstands zu gewinnen versuchte. Die Israelis beschuldigten sie, Freiheitskämpfer bei sich zu verstecken und den Plan für den Transport und Versteck von Munition organisiert zu haben. Kurz darauf wurde sie verhaftet. In politischer Haft war sie zwei Monate lang Folterungen ausgesetzt, dann wurde sie mit ihrer Tochter Faiha’, die ebenso gefangen war, am 26.4.1969 aus dem Land zwangsausgewiesen.

In Jordanien wurde sie gleich zum Vorstandsmitglied für das Komitee für die Befreiung Jerusalems gewählt, das damals Sulaiman an-Nabulsi leitete.

Issam Abd al-Hadi war stets bemüht, den nationalen palästinensischen Befreiungskampf mit dem arabischen und internationalen Befreiungskampf weltweit zu verbinden. Sie tauschte mit anderen arabischen und nichtarabischen Frauengruppen, die in ihrem Land einen ähnlichen Kampf für Freiheit, Gleichberechtigung, Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und progressive Entwicklung führen, Kenntnisse und Erfahrungen aus. Diese Werte sind die Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung kommender Generationen.

Die Sorge um ihre Heimat beschäftigte sie ununterbrochen. Auch nach ihrer Ausweisung 1969 war sie eine unermüdliche Vertreterin und Sprecherin für Palästina.

Sie nahm an arabischen und internationalen Kongressen teil, u.a.:

  • 1954 in Beirut, 1962 und 1966 in Ägypten, 1974 in Bagdad, zu denen sie von der      Generalunion arabischer Frauen eingeladen war.
  • 1959 in Griechenland, wo es um die Besprechung sozialer Fragen ging.
  • 1966 in Stockholm
  • 1979 in Moskau, Internationaler demokratischer Frauenkongress
  • 16. – 18. Juni 1980 in Paris, Solidaritätskongress für das libanesische Volk
  • verschiedene Kongresse in Lissabon, Brüssel, Bulgarien, Indien, Frankreich und Helsinki,      Solidarität mit arabischen Ländern, speziell das Problem Palästinas.
  • verschiedene Kongresse in Amman

1981 wurde sie zur Präsidentin der Generalunion arabischer Frauen ernannt, einer Dachorganisation der meisten arabischen Frauenverbände. Während ihrer Zeit als Vorsitzende war sie bemüht, die Ziele der einzelnen Frauenverbände durch Zusammenarbeit effektiver zu verwirklichen.

1981 – 1992 war sie Vizepräsidentin der Internationalen Demokratischen Frauenunion.

Zwischen 1983 und 1990 nahm sie an verschiedenen Frauenkongressen der UN teil.

1975 stand sie der palästinensischen Frauendelegation der PLO bei einem Kongress in Mexiko vor, den ersten internationalen Frauen-Kongress der UN. In diesem Kongress wurde der Zioninismus als rassistische Bewegung verurteilt. Es war das erste Mal, dass von einem internationalen Gremium ein solches Urteil ausgesprochen wurde, in dem der Zionismus mit Kolonialismus und Rassismus gleichgesetzt wurde ( 1985 wurde dieser Beschluss annuliert ). Auf dem Kongress wurde das Recht aller Völker auf ein Leben in Würde und auf Selbstbestimmung festgehalten. Ebenso fasste man auf diesem Kongress in Mexiko wichtige Entschlüsse für die Gleichberechtigung der Frau, für ihre Beteiligung an Entwicklung und Frieden. Ein Arbeitsplan wurde zur Umsetzung der Beschlüsse für das Jahr der Frau 1975 aufgestellt

Als Präsidentin der Generalunion palästinensischer Frauen war Issam Abdulhadi für diesen Plan verantwortlich. Eine Initiative der Generalunion war es, mit anderen Verbänden ein Nationales palästinensisches Komitee für internationale Fragen zu gründen.

Folgende Schwerpunkte hatte das Komitee für das Jahr der Frau definiert, die von drei Arbeitsgruppen durchgeführt wurden:

  • Arbeitsgruppe Palästina, die die Aufgabe hatte, die Lage der Frau in Palästina in Form von Umfragen und Forschungsarbeiten zu erkunden und eine intensivere Alphabetisierungskampagne durchzuführen. Ausserdem sollten mehr Kindergärten in den Flüchtlingslagern gegründet werden, um so die Arbeitschancen der Frauen zu erhöhen.
  • Arabische Arbeitsgruppe, die die Aufgabe hatte, die Zusammenarbeit der arabischen Frauenorganisationen zu stärken und gemeinsame Programme für die Entwicklung der Frau zu entwerfen zur effektiveren Lösung ihrer sozialen Probleme.
  • Internationale Arbeitsgruppe, die die Aufgabe hatte, die Zusammenarbeit mit internationalen Befreiungskräften zu pflegen und die Probleme der Frau in Palästina in den internationalen Medien durch Kongressbeiträge und Flugblätter bekannt zu machen, um eine grössere solidarische Unterstützung für das palästinensische Volk zu bekommen mit dem Endziel, den palästinensischen Staat zu gründen.
  • 1993 war Frau Abdulhadi Vertreterin für Asien auf dem Menschenrechtskongress in Wien.

1988 Nach der Unabhängigkeitserklärung (Ausrufung eines eigenen palästinensischen unabhängigen Staats auf der 19. Sitzung des palästinensischen Nationalrats am 15.11.1988) stellte Abdulhadi stellvertretend für die Generalunion palästinensischer Frauen folgende Forderungen, mit denen sie sich gegen die Diskriminierung der Frau wandte:

  • Verankerung des Gleichheitsprinzips zwischen Männern und Frauen in Rechten und Pflichten im palästinensischen Grundgesetz.
  • Garantie der politischen und zivilen Rechte der Frau, sowie die Bewahrung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Rechte, ihre juristische Gleichheit , Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
  • Streben nach einem im palästinensischen Grundgesetz verankerten allgemein gültigen Familiengesetz, das die Beziehungen in der Familie nach dem demokratischen Prinzip regeln soll, und jedem Familienmitglied das gleiche Recht auf Meinungsfreiheit und Beteiligung an Entscheidungen zusprechen soll– dies als Wegbereiter zu einer freien demokratischen und pluralistischen Gesellschaft, in der der Mensch im Zentrum des Interesses steht und Mann und Frau als gleiche Partner betrachtet werden.
    (13.11.1993 wurde der Friedensvertrag zwischen Arafat und Rabin abgeschlossen.)

(3.08.1994 Die Generalunion palästinensischer Frauen gab als erste Initiative ein Dokument über die „Prinzipien der Frauenrechte “ heraus, das “ Draft Document of Principles of Women’s Rights , genannt Women’sCharter, in Jerusalem heraus. An der Entstehung des Dokuments hatten sich alle palästinensichen Frauenvereine beteiligt.)

Immer wieder hat Issam Abdulhadi mit Nachdruck die Notwendigkeit einer nationalen Einheit betont und auf einen offenen demokratischen Dialog im Umgang mit strittigen Punkten bestanden. Ihren Bemühungen ist es zu verdanken, dass sich verschiedene palästinensische Frauenorganisationen zusammenfanden, um mit vereinten Kräften mehr zu erreichen. Dies machte Abdim Laufe der Jahre zu einer vertrauenswürdigen Person, die sowohl von politischen Parteien als auch von Frauenorganisationen hoch geschätzt wird.

Bis heute setzt sich Issam Abdulhadi als Präsidentin der Generalunion palästinensischer Frauen für Frauenförderung ein und dient der Gesellschaft in ihrer Entwicklung und ihrem Streben nach Unabhängigkeit.

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