Ist unser Bewußtsein von kollektiver Erinnerung geprägt? Welche Rolle spielen Philosophie und Literatur beim Prägen dieser Erinnerung? Das sind die Hauptfragen, denen Abdul-Hakim Shubat in seinem Roman Boddinstraße nachgeht.
Veranstaltung in arabischer Sprache
Im nächsten Diwan al-Falsafa am 26. Juli um 19 Uhr in der Ulme 35 versuchen wir dahinter zu kommen, was in den Köpfen der immigrantischen arabischen Community vor sich geht. Ist unser Bewußtsein von kollektiver Erinnerung geprägt? Welche Rolle spielen Philosophie und Literatur beim Prägen dieser Erinnerung? Das sind die Hauptfragen, denen Abdul-Hakim Shubat in seinem Roman Boddinstraße nachgeht.
Shubat mißfällt alles, was Autorität auf den menschlichen Geist ausüben will, und diesem so die Fähigkeit zur Erneuerung und Entwicklung nimmt. Er betont, dass menschliche psychologische und emotionale Bedürfnisse erfüllt werden müssen, und nicht bekämpft. In „Boddinstraße“ versucht er zu zeigen, wie das Bewußtsein von Generationen und Gesellschaften quer durch die Geschichte zumeist auf Annahmen und Meinungen besteht, die gewisse Gruppen nach vorne bringen wollen und als unhinterfragbare Wahrheiten darstellen. Dazu präsentiert uns Shubat seinen Charakter Karl, einen Mann aus der Berliner Boddinstraße. Ein Kirchgänger, immer ordentlich und höflich; doch eines Tages hat sich seine gewohnte Kirche in eine Moschee verwandelt, und er selbst sich in einen Moslem. Diese kafkaeske Transformation versetzt ihn in die Lage, sich in den Geist der Mitglieder der arabischen und muslimischen Community Berlins zu versetzen. Er deckt auf, wie Politik und Religion miteinander verflochten werden, um politische oder persönliche Ziele zu erreichen. Ein anderer, namenloser, Charakter arbeitet in der psychatrischen Abteilung eines Krankenhauses, und findet durch die Erzählungen der Patienten heraus, wie das Bewußtsein der Gesellschaft verfälscht wird.
Abdul-Hakim Shubat wird einige Auszüge aus seinem Roman lesen, die sich mit den obenstehenden Punkten befassen, und wir werden mit ihm diskutieren, inwieweit er die Realität der Berliner arabischen Community richtig darstellt. Ist sein Portrait eine ernstzunehmende Kritik derselben, oder verstärkt er damit nur existierende Stereoptypen? Und hat er Recht, wenn er behauptet, das zeitgenössische arabische und islamische Bewußtsein werde verfälscht? Und schließlich, kann die Literatur eine Rolle dabei spielen, dieses Bewußtsein von seinen Verfälschungen zu befreien?
Dr. Abdul-Hakim Shubat studierte Philosophie, Soziologie; Wissenschaftstheorie in den Natur- und Kulturwissenschaften, Literatur und Islamwissenschaften. Er arbeitete Jahre als Dozent an Universitäten sowie Schulen, als Betreuer für soziale und didaktische Fragen in Cordoba e.V. und als Betreuer für sprachliche Integration bei CJD Berlin- Brandenburg. Er hat Forschungsarbeiten und Bücher in Arabisch und Deutsch veröffentlicht.
Veröffentlichungen
- [Der alte Mann verloren in den guten Jahreszeiten; Gebrochene Herzen] (Roman), Damaskus, 1997.
- [Kleine Träume] (Roman), Damaskus, 2000.
- Rationale Rekonstruktion und empirische Realität: Ein Beitrag zur Sozialtheorie von Max Weber, Berlin 2011.
- [Sammlung von Kurzgeschichten: Orientale Erzählungen aus Berlin], Kuwait, 2012.
- [Kritische Versuche der arabischen-islamischen Mentalität], Kuwait, 2013.
- Boddinstraße: ein kritischer Text (Roman), Berlin, 2017.
- Erlanger Schule: Einführung in der rekonstruktiven Wissenschaftstheorie, wird veröffentlich in Berlin, 2018.
- Übersetzungsprojekt ins Arabische/in Bearbeitung: Die Verse des Nibelungenlieds
Wann? 26. Juli 2018, 19:00
Wo? Ulmenallee 35, 14050 Berlin-Westend, U-Bahn Neu-Westend (U2), Bus 104 Hessenallee, Bus M45 Kirschenallee, 15min Fußweg von der S-Bahn Westend (S42/S41)