Ibn Rushd Preis 2017 geht an AMAN – Coalition for Accountability and Integrity
Der Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought freut sich, die Koalition für Rechenschaftspflicht und Integrität AMAN – Transparency Palestine als Trägerin des 18. Ibn Rushd Preises bekannt zu geben. Die Verleihung des Preises findet am 1. Dezember 2017 in Berlin statt.
Die Korruption ist ein weit verbreitetes Verbrechen mit verheerenden Folgen. Die Frustration und der Ärger der Bürger*innen, die zusehen müssen, wie politische Entscheidungsträger sich auf Kosten der Allgemeinheit und ihrer Zukunft bereichern, sind Auslöser politischer Unruhen und untergraben das Vertrauen der Bürger*innen in ihre Regierung. So bedroht der Missbrauch öffentlicher Ämter für persönliche Vorteile die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes. Zugleich nutzen politisch-religiöse extremistische Strömungen dies für ihren Machtausbau und tragen politische Unruhen in Form von Terrorismus auch in andere Länder.
Der Ibn Rushd Preis 2017 war daher ausgeschrieben für:
eine Person (natürlich oder juristisch) oder eine Institution, die sich um die Bekämpfung der Korruption verdient gemacht hat. Die Erfolge dieses Engagements müssen für die betreffende Gesellschaft spürbar und allgemeingültig evaluierbar sein.
Die im Jahr 2000 in Palästina gegründete Koalition für Integrität und Rechenschaftspflicht AMAN (https://www.aman-palestine.org/) ist eine der hervorstechendsten Organisationen im Bereich der Korruptionsbekämpfung im arabischen Raum. Sie hat in ihrem inzwischen 17-jährigen Bestehen zahlreiche Korruptionsfälle ans Licht der Öffentlichkeit gebracht – in allen erdenklichen Bereichen von Energie und Telekommunikation über Gesundheit und soziale Dienste bis zur Verkehrs- und Infrastruktur. AMAN hält nicht nur sämtliche Behörden zur Rechenschaft an und verfaßt unparteiische Berichte, sondern gründete zudem Netzwerke, mittels derer sich verschiedene Organisationen im Kampf gegen die Korruption unterstützen können – so gibt es u.a. die Parlamentarier gegen Korruption, Jugend und Frauen gegen Korruption, Akademiker und Forscher gegen Korruption, Zivilteam zur Förderung der Transparenz bei den Ausgaben öffentlicher Gelder u.v.m.
AMAN gibt Berichte, Factsheets und Studien heraus, z.B. über Amtsmissbrauch, Verschwendung von öffentlichen Geldern und Korruption bei der Besetzung öffentlicher Positionen und bildete das „Zivilforum für die Förderung der ‚good governance‘ im Sicherheitssektor“, eine Allianz zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich die zivile Überwachung des Sicherheitsapparats zur Aufgabe gemacht hat. So führt AMAN heute eine Zivilbewegung an, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Exekutivbehörden der palästinensischen Regierung zu überwachen.
„Die Gründung einer Organisation, die [unter schwierigsten politisch-sozialen Umständen in Palästina] die Werte von Integrität und Transparenz aufrechterhalten will, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem zivilgesellschaftlichen bürgerlichen Engagement, das für die Zukunft des palästinensischen Volkes von großer Bedeutung ist“, so eines der Jurymitglieder.
Um ihre Methoden zur Korruptionsbekämpfung im Sinne der Nachhaltigkeit zu verbreiten, veranstaltet AMAN Konferenzen, Workshops, Seminare und Tagungen im In- und Ausland und berät andere Organisationen beim Einsatz ihrer Methoden. AMAN wurde 2006 von Transparency International anerkannt und trägt seitdem für die Organisation zur Entwicklung regionaler Strategien zur Bekämpfung von Korruption bei.
Die diesjährige Jury des Ibn Rushd Preises bewertete Nominierungen aus fünf arabischen Ländern. Sie bestand aus Atta el-Battahani (Sudan), Ahlem Belhadj (Tunesien), Hassan Nafaa (Ägypten), Natacha Sarkis (Libanon).
Siehe: Mitglieder der Jury
Auch bei der Vergabe des 18ten Ibn Rushd Preises für Freies Denken hat der Verein ein seit Jahren erprobtes basisdemokratisches Verfahren angewandt: Anfang eines Jahres wählen die Mitglieder des Ibn Rushd Funds das Thema des Jahres für den Ibn Rushd Preis. Nach der öffentlichen Bekanntgabe des Preisthemas im April kann jeder und jede Interessierte Kandidatinnen und Kandidaten nominieren. Zwischenzeitlich wählt der Verein eine 4-5 köpfige Jury, bestehend aus Experten zum jeweiligen Thema, aus verschiedenen arabischen Ländern und möglichst mit mindestens zwei Frauen besetzt. Die Jury arbeitet ehrenamtlich und unabhängig. Das Wahlergebnis ergibt sich durch die Summe der Punktzahl der von der Jury angegebenen Prioritäten. Mit dem Ibn Rushd Preis für Freies Denken zeichnet der Ibn Rushd Fund seit 1998 Menschen oder Organisationen aus, die sich um das Freie Denken in der arabischen Welt verdient gemacht haben.Die Preisverleihung inklusive dem Preisgeld von €2500 wird ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Frühere Preise: Ibn Rushd Preis |