Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir begrüßen Sie herzlich in dieser neuen Ausgabe von Minbar Ibn Rushd, unserem Online-Magazin. Hier sind unsere Themen:
Im Dezember 2015 erschien in Berlin die SWP-Studie (Stiftung Wissenschaft und Politik/Deutsches Institut für Internationale) „Die bittere Ernte des Arabischen Frühlings – Transformation, Elitenwandel und neue soziale Mobilisierung“ von Dr. Muriel Asseburg und Heiko Wimmen. Sie wird von Dr. Hamid Fadlalla und Frau Fadia Foda übersetzt und vorgestellt. Es werden die wichtigsten Punkte der Studie zusammengefasst und die Folgen der Revolutionen des Arabischen Frühlings sowie deren Entwicklungen, Auswirkungen und Perspektiven aufgezeigt. Nach einer Analyse, die die Dimensionen dieser Volksbewegung mit den lokalen und internationalen Verwicklungen untersucht, ist das Fazit nüchtern: eine bittere Ernte nach fünf Jahren Instabilität.
Der ägyptische Akademiker und Kritiker Mamdouh Farrag an-Nabi untersucht die Werke der verstorbenen marokkanischen Schriftstellerin Fatima Mernissi und ihren Einfluss beim Korrigieren des negativen Bildes, das der Westen von der arabischen Kultur und vor allem der arabischen Frauen hatte. Mernissi stellte in ihren Werken und Studien herausragende weibliche Persönlichkeiten vor. Durch die weite Verbreitung ihrer Werke und deren Übersetzungen in europäische Sprachen hat sie den westlichen Blick auf die arabische Frau verändert.
Der palästinensische Journalist Hakam Abdel-Hadi erläutert kurz die Gründe für die Aufmerksamkeit und Sorge der Deutschen wegen der Neuauflage von Hitlers „Mein Kampf“, die im Januar 2016 vom Institut für Zeitgeschichte herausgebracht wurde. Das Buch war für mehr als 70 Jahre verboten.
Dr. Mohamed Mahmoud aus dem Sudan beschreibt die Situation des Sudans nach der Unabhängigkeit und dem Machtkampf zwischen Islamisten, Linken und der Armee sowie den Missbrauch von Religion und Scharia durch die Politik. Vor allem geht es um die Rolle von Hassan at-Turabi, die bis zu seinem Tod zur Rückschrittlichkeit des Sudans beigetragen hat.
Habib Haddad aus Syrien bietet einen kurzen Überblick über die kontrovers geführte Diskussion zu nationaler Identität, Religion und Säkularismus in einem demokratischen Zukunftsstaat, die die Eliten, die politischen Parteien und Reformbewegungen in allen arabischen Gesellschaften über das vergangene Jahrhundert beschäftigt haben.
„Das Fehlen des Individuums in der arabischen Kultur – ein unerwähntes Paradoxon beim Ruf nach Demokratie in der arabischen Welt“ ist der Titel eines Vortrages von Dr. Adel Mutaimit aus Tunesien, Professor für Philosophie und Geistesgeschichte an der Universität Gabès, den er im Rahmen der Vorlesungsreihe „Diwan al-Falsafa“ am 19.7.2016 in Berlin gehalten hat. Seine wissenschaftliche Analyse der arabischen Geschichte handelt vom Verlust von „Individualität“ im arabischen sozialen Denken. Sein Ansatz bei der Interpretation der Geschichte ist philosophisch, und das gelingt ihm sehr schön in seiner Klarheit und der Art und Weise, wie er überzeugt. Sie können den Artikel in der Originalsprache (Arabisch) oder in der deutschen Übersetzung lesen oder den Vortrag als Video sehen.
Wir enden Minbar mit einer Rede, die Dr. Hamid Fadlalla (Sudan/Deutschland) auf einer Trauerfeier zu Ehren des am 11. April 2016 gestorbenen irakischen Romanautors und Dichters Sabri Hashim in Berlin gehalten hat. An ihn denken heißt eintauchen in den Garten der Poesie. Der Dichter lebte außerhalb seiner Heimat Irak, in seinen Werken jedoch war sie immer lebendig.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen
Abier Bushnaq
Chefredakteurin
01.10.2016