Editorial – Heft 08 Frühjahr 2006

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Liebe Leser!

Ausgehend von der Überlegung, dass ein Ausweg aus dem Terrorismusdilemma gefunden werden muss und an der Überwindung der Krisenursachen im Verhältnis zwischen der islamischen Welt und dem Westen gemeinsam gearbeitet werden sollte, richten sich deutsche Diplomaten mit einem offenen Brief an die EU. Die hier abgedruckten Überlegungen und Vorschläge sind die Konkretisierung eines Briefes zur gegenwärtigen Antiterror-Strategie, den 27 deutsche Botschafter a.D. bereits schon am 17. Februar 2005 an den Präsidenten und die Fraktionen des Europäischen Parlaments richteten.
 

„Die Aufgaben eines solchen Prozesses sind Herausfinden sowohl trennender Faktoren und Streitfragen, als auch verbindender Gemeinsamkeiten; Annäherung durch die Vereinbarung neuer Grundlagen des gegenseitigen Verhältnisses; Vertrauensbildung und Verständigung über einen ‚Code of Conduct‘, welcher für Streitfragen und Konfliktsituationen einen gegenseitigen gewaltfreien Umgang der friedlichen Koexistenz vorsieht und regelt.“ 


Die Initiative „Diplomats for Peace with the Islamic World“ mit dem Arbeitspapier „Grundlinien für eine Neugestaltung des Verhältnisses Europas zu den islamischen Nachbarregionen“ ist – wie wir glauben – ein wichtiger und konstruktiver Beitrag, mit vielen pragmatischen Lösungsansätze und großem Feingefühl. Der Arzt, Schriftsteller und Menschenrechtler Hamid Fadlalla kommentiert. 

In jüngster Zeit erlebt die arabische Welt erste Ansätze demokratischer Wahlen (Irak, Palästina). Diese Ansätze sind jedoch lange nicht ausreichend. Zu wenig haben sich die arabischen Wissenschaftler und das einfache Volk mit dem Thema befasst – wie auch? Zu wenig Gelegenheiten waren bisher geboten. Davon ausgehend ruft die Gesellschaft „Project for Democracy Studies in the Arab World“ (Sitz London) auf, schriftliche Beiträge zum Thema Demokratie und Parlamentswahlen in der arabischen Welt einzureichen. 

Ferner bringen wir eine Erklärung des Begriffs „Arabertum“ des libanesischen Schriftstellers Subhi Ghandur, Direktor des in Washington beheimateten Markaz al-hiwar al-arabi (Center for Arab Forum sowie einen Beitrag von Rabiha az-Zira aus Doha zum Begriff der „persönlichen Freiheit“. Der in Deutschland lebende Soziologe Muhammad Ahmad az-Zubi gibt einen Überblick über die Entwicklung des „sozialdemokratischen“ Denkens in der arabischen Welt.

Als nächstes setzt sich Taha Ibrahim in seinem Beitrag mit dem Reformer Mahmud Mohammed Taha auseinander, der bei seinem Versuch, das islamische Denken in seiner Heimat Sudan zu erneuern, mit dem Leben zahlte.

In unserer Ibn-Rushd-Reihe beschreibt Mohamed al-Mesbahi, Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität Rabat in Marokko, die Weltanschauung von Ibn Rushd (Averroes).

Als letztes bieten wir zwei Literaturbeiträge von Peter-Anton von Arnim und Khairy Douma. Kann Goethe Leitfigur eines deutschen Islam werden? Diese Frage bewegt Peter-Anton von Arnim in seinem Nachwort zu Katharina Mommsens erfolgreichem Buch „Goethe und der Islam“. Das Forum schließt mit Khairy Doumas Analyse des Ägypten kritischen, historischen Romans as-Sa’iruna niyaman (Die Schlafwandler) des verstorbenen Schriftstellers Sa’d Mikkawi. 

Ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen!

19.02.2006
 

Abier Bushnaq
(Herausgeberin)

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