Pressemitteilung

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Ibn Rushd Preis 2011 geht an

tunesische Journalistin 

Der Ibn Rushd Fund für Freies Denken freut sich, die tunesische Journalistin Sihem Bensedrine als Trägerin  des 13. Ibn Rushd Preises bekannt zu geben. Mit dem Ibn Rushd Preis für Freies Denken zeichnet der Ibn Rushd Fund seit 1998 Menschen oder Organisationen aus, die sich um das Freie Denken in der Arabischen Welt verdient gemacht haben. Die Verleihung des Ehrenpreises findet am 25. November im Museum für Islamische Kunst (Berlin) statt, das auch in diesem Jahr mit dem Ibn Rushd Fund kooperiert.

Die Revolutionen, die zu Beginn dieses Jahres in mehreren arabischen Ländern begannen, überraschten die meisten Beobachter, nicht nur außerhalb dieser Länder, sondern auch vor Ort. Und doch hatten sie Vorreiter, die jahrelang mutig und unermüdlich den gesellschaftlichen und politischen Wandel voranzutreiben suchten. Eine von ihnen ist die heute 61jährige Sihem Bensedrine, Journalistin und Menschenrechtlerin, die bereits während ihres Studiums der Philosophie in Paris begann, sich für Meinungsfreiheit und Demokratie in ihrem Heimatland Tunesien einzusetzen. In ihrer journalistischen Laufbahn arbeitete sie für zahlreiche Zeitungen, von denen einige wegen zu kritischer Berichterstattung daraufhin eingestellt wurden. Sie war Mitbegründerin der Zeitschrift  ‚Kalima‘ (das Wort), für die der tunesische Staat jedoch keine Lizenz erteilte; so erschien sie als  Onlinejournal. Trotz Verbot und Blockierung hatte die Internetseite ‚http://www.kalima-tunisie.info‘ bis zu 40.000 Besucher pro Monat, die die Verbote auf eine so kreative Weise zu umgehen lernten, dass es den Kontrollbehörden unmöglich war, den jeweiligen Benutzer ausfindig zu machen. „Das Internet“, so Sihem Bensedrine, “ ist der virtuelle Raum, der am ehesten einen geschützten Raum für Widerstand bietet. Die relativ freie Kommunikation im world wide web erweist sich als Schlüssel für die Demokratisierung der Gesellschaft.“ Auch das gleichnamige ‚Radio Kalima‘ das wenig später den Betrieb aufnahm, erhielt keine Lizenz.

Doch dieses beharrliche Engagement blieb nicht ohne Folgen für die eigene Person – Bensedrine war Diffamierungskampagnen in den staatlichen Printmedien ausgesetzt, wurde mehrfach auf offener Straße von ‚Unbekannten‘ angegriffen und verletzt, verhaftet und gefoltert. Doch die Einschüchterungsversuche gelangen nicht: „Man hat meine Freiheit konfisziert, also habe ich die Verpflichtung zu kämpfen“, sagt Bensedrine; gerade als Frau sei es notwendig, sich gegen jede Form der Unterdrückung aufzulehnen. Sie  war Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, Stipendiatin des Writers in Exile- Programms des deutschen P.E.N. und ging 2009 wegen stetig zunehmender Bedrohung ihres Lebens in Tunesien offiziell ins Exil. Anfang 2011 kehrte sie zurück nach Tunesien, um sich vor Ort für die Bildung eines demokratischen Staates einzusetzen.

Der Ibn Rushd Preis 2011 war ausgeschrieben für  „eine Journalistin, die sich aktiv für das freie Denken in der arabischen Welt einsetzt.“ Die Wahl der Preisträgerin erfolgte durch eine vom Ibn Rushd Fund gewählte Jury, deren Mitglieder sich durch Fachkenntnis im Bereich ‚Journalismus in der arabischen Welt‘ auszeichnen und ehrenamtlich für den Fund arbeiteten. Es waren Toujan Al-Faisal (Menschenrechtlerin, TV-Journalistin und erstes weibliches Mitglied des Parlaments, Jordanien), Subhi Hadidi (Kritiker, Herausgeber, Übersetzer, Syrien/Frankreich), Hamdy Kandil (Fernsehmoderator, Journalist und politischer Aktivist, Ägypten),  Nadia Lamhaidi (Professorin für Journalismus, Beraterin internationaler Organisationen und Autorin, Marokko) sowie Laila Al-Shaikhli (TV-Journalistin, Qatar).

Der Ibn Rushd Fund ist ein in Deutschland gegründeter Verein mit Mitgliedern aus und in zahlreichen arabischen und westlichen Ländern. Benannt nach dem Philosophen Ibn Rushd (Averroes, 1126-1198) unterstützt er das Freie Denken und demokratische Kräfte in der Arabischen Welt durch die jährliche Verleihung des Ibn Rushd Preises, einem Bürgerpreis, der ausschließlich von Beiträgen und Spenden der Mitglieder und Fördermitglieder finanziert wird. Das Unterthema variiert jährlich und umfasste bislang u. a. die Bereiche  Literatur und Film, Frauenrechte, Islamreform, Arabische Aufklärung, Wirtschaft und Internetplattform. Um das Thema zu definieren, ruft der Ibn Rushd Fund jedes Jahr im Januar seine Mitglieder dazu auf, aus einer Liste von Themengebieten das Preisthema des Jahres zu wählen. Kandidaten vorschlagen kann jede und jeder Interessierte; aus den Vorschlägen bestimmt dann eine jährlich wechselnde unabhängige Jury den Preisträger.

Wenn Sie am 25. November 2011 zur Preisverleihung kommen möchten, melden Sie sich bitte unter folgenden Link an oder laden Sie unser Formular herunter und schicken es per Fax oder Mail zurück.

Biografie der Preisträgerin Bensedrine
Kurzbiografien der Jurymitglieder
Laudator (CV)
Preisausschreibung
Wer sind wir?
Ibn Rushd Preise

Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought

Erich-Weinert-Str. 17

10439 Berlin

Germany

Tel. +49 (0) 30 32664-721

Fax +49 (0) 30 32664-722

Web:  www.ibn-rushd.org  

E-Mail: contact@ibn-rushd.org 

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