Women and War #1

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Ein Tag im Leben von Frauen im Sudan & Jemen in Zeiten des Krieges

‘Women and War’ – Mini-Serie innerhalb der Ibn Rushd Lectures

Krieg bringt für alle Gewalt und traumatische Erfahrungen mit sich. Für Frauen aber gibt es zur generellen Gewalt noch die geschlechtsspezifische Gewalt. Laut einem Bericht des UN-Generalsekretärs sind Frauen in Konflikten zunehmend gefährdet aber in Friedensprozessen unterrepräsentiert. Mehr als 600 Millionen Frauen und Mädchen lebten 2022 in konfliktbetroffenen Ländern, ein Anstieg um 50 Prozent gegenüber 2017. Die Zivilbevölkerung auf der ganzen Welt benötigt mehr humanitäre Hilfe als je zuvor – doch die Länder erhöhen stattdessen ihre Militärausgaben. Wie wirkt sich Krieg spezifisch auf Frauen aus, wie leben Frauen in Krisengebieten, was sind ihre Überlebensstrategien? Um diese und andere Fragen soll es in unserer Mini-Reihe Women and War gehen.

Women and War #1

Ein Tag im Leben von Frauen im Sudan & Jemen in Zeiten des Krieges

Die andauernden Kriege im Jemen und Sudan hatten und haben verheerende Auswirkungen auf Frauen; sie verschärfen bestehende Verwundbarkeiten und machen oft den Zugang zu Gesundheitsversorgung nahezu unmöglich. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen hat der Konflikt im Jemen zu einem dramatischen Anstieg von geschlechtsbezogener Gewalt geführt: über 80% der Frauen waren einer Form von Gewalt ausgesetzt.

Ähnlich hat der Konflikt im Sudan zu weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen geführt. Sexualisierte Gewalt, einschließlich Vergewaltigung und Zwangsverheiratung, hat in erheblichem Maße zugenommen, und laut Amnesty International wurden deutlich mehr Vorfälle von sexualisierter Gewalt angezeigt, die häufig als Mittel zur Einschüchterung und Kontrolle gezielt eingesetzt wird.      

Kriegsbedingte schwere wirtschaftliche und soziale Verwerfungen verschärfen die Notlage der Frauen zusätzlich. Vertreibung und die Zerstörung von Infrastruktur behindern die gesellschaftliche Teilhabe mannigfaltig – Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung werden fast vollständig verhindert, Erlangung eines eigenen Einkommens, das die Abhängigkeit der Frauen von männlich dominierten Strukturen verringert, erheblich erschwert.

Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf diese Entrechtung und Marginalisierung wurde vielseits als unzureichend kritisiert und eine effektivere und nachhaltigere Intervention gefordert. Die andauernden Krisen im Jemen und im Sudan verdeutlichen den dringenden Bedarf an umfassenden Strategien zum Schutz der Frauen und zur Wahrung ihrer Rechte im Konflikten.

Eman Alethary aus dem Jemen und Ishraga Mustafa Hamid aus dem Sudan analysieren die Auswirkungen der Kriege auf ihre Heimatländer und diskutieren, inwiefern bestehende Verwundbarkeiten und strukturelle Diskriminierungen und Marginalisierung verstärkt wurden, aber auch, welche Strategien Frauen entwickelten, um mit ihnen im täglichen Leben umzugehen, und zu überleben. Die Veranstaltung wird moderiert von Hoda Saleh.

Veranstaltung in deutscher Sprache ohne Übersetzung; Fragen und Diskussionsbeiträge sind wie immer bei uns auch in englischer und arabischer Sprache möglich, wir übersetzen nach bestem Vermögen

Die Veranstaltung ‘Women and War #1: Sudan and Yemen‘ wird gefördert von der  Anna Lindh-Stiftung im Rahmen der common action des deutschen Anna-Lindh-Netzwerks ‘Mittelmeer vor Ort‘

Die Reihe ‘Women and War‘ wird kuratiert von Cora Josting und Amany Alsiefy, Ibn Rushd Fund eV

Freitag 8. November 2024

19 Uhr

Interkulturanstalten ‘Ulme 35‘

Ulmenallee 35

14050 Berlin-Westend


Dr. Eman Alethary
ist Schriftstellerin und derzeit Dozentin an der Humboldt-Universität Berlin. Sie promovierte in Arabischer Sprache und Literatur an der Ain Shams University in Ägypten und war seither in ihrer gesamten Laufbahn eine prominente Vertreterin jemenitischer Frauen bei zahlreichen literarischen und kulturellen Veranstaltungen. 2004 veröffentlichte das jemenitische Kulturministerium ihren ersten Gedichtband Perhaps I Have Perceived a Fire. Ihr zweiter Gedichtband, Prostration in the Sanctuaries of Victory, wurde 2010 von der General Book Organization veröffentlicht. In beiden Werken zeichnet Alezary mittels einer kraftvollen Sprache und eindringlicher Bilder ein meisterhaftes Bild von den anhaltenden Konflikten in der arabischen Welt.
Unlängst erschien ihr Roman „Zauberwürfel des Schicksals“ auf Deutsch, in dem es um das Schicksal einer Frau geht, die von zwei gleichzeitig stattfindenden Kriegen betroffen ist, darunter der Krieg in ihrem Heimatland.

Dr Ishraqa Mustafa Hamid floh nach dem Militärputsch 1989 aus dem Sudan nach Österreich und lebt seit 1993 in Wien, wo sie Publizistik und Politikwissenschaft studierte, Promotion 2006 zu afrikanischen Frauenbefreiungsprozessen. Sie engagiert sich als Schriftstellerin, in Migrantenorganisationen und als Beauftragte für arabische Literatur im Österreichischen PEN-Club. Zudem lehrte sie an der Universität Wien, leitete eine Schreibwerkstatt und war Mitbegründerin der Schwarzen Frauen Community in Wien. Virginia Woolf und Malkat al-Dar Muhammad beeinflussten ihr feministisch-literarisches Selbstverständnis. Ihre Veröffentlichungen umfassen Werke zu Frauen, Gewalt, Diskriminierung und Krieg, darunter „Sudanese Women Against Violence“ (2022) und „Healing Through Writing: Survivors of the Sudanese War“ (2024).

Dr. Hoda Salah ist Politikwissenschaftlerin und Senior Research Fellow am Institut für  Islamwissenschaften der Universität Kiel. Derzeit forscht sie zu den Generationen des Islamismus. Sie hat zahlreiche Artikel zu Feminismus, Islamismus, Revolution sowie politischen und gesellschaftlichen Tabus in der arabischen Welt, insbesondere im Kontext von Sexualität und Religion, veröffentlicht. Ihr Buch „Partizipation von Frauen am Islamismus“ erschien 2019 im Springer Wissenschaftsverlag. Während der Arabischen Revolutionen arbeitete sie als freiberufliche wissenschaftliche Journalistin in Ägypten und Deutschland. Zudem ist sie Dozentin für politische Bildung und Trainerin für Frauenempowerment.

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